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Barbara Linnenbrügger
Corona, die Krönung

Von einem Tag auf den anderen erwerbslos! Nicht arbeitslos, aber keine Bezahlung mehr für meine Arbeit! Was nun? Selbstbewusstsein, kleine Rente, FreundInnen, Trotz und Mut helfen, unterstützen, um zu überleben. Und dann, im Sommer, welch Wunder! Ein Projektstipendium der Hessischen Kulturstiftung bringt mir die staatliche Anerkennung als freischaffende, "soloselbstständige" Künstlerin und Geld zum Leben, nicht nur Überleben.

70 Jahre muss ich werden, um meinen Lebenstraum zu erfüllen! Ich träumte wahrlich nicht von staatlicher Anerkennung, sondern von der eigenen Anerkennung vor mir selbst, mich als kreativ Schaffende zu sehen. Die Sterne stehen günstig, sie prophezeihen in beruflicher Hinsicht: Sie können jetzt die Ernte für langfristige Bemühungen und Bestrebungen einfahren! Also nichts wie los!

15 Jahre lang war ich eingetaucht in die Nazivergangenheit des Staates, in dem ich lebe, in die Schrecken von nationalsozialistischer Diktatur, von Holocaust und Kriegsgreuel, in die erneute Auseinandersetzung mit meiner, mich maßgeblich prägenden Familiengeschichte dieser Zeit. Nach einer Phase des Abstandes tauche ich nun, im Winter 2020/21, wieder ein in diesen Prozess, nehme mir vor, damit weiter in der Öffentlichkeit zu wirken, nicht zu schweigen. Möchte meinen Beitrag leisten, gegen die Unmenschlichkeiten und Ungerechtigkeiten um mich herum. Mein Horizont ist begrenzt, gefühlsmäßig und intellektuell ... und zu Corona-Zeiten zusätzlich mitmenschlich und räumlich. Aber das, was vor diesem Horizont liegt, möchte ich nutzen und ab und an den Grenzgang wagen. Ich tauche wieder ein in die Auseinandersetzung mit dieser vermeintlich vergangenen Zeit ...

Absturz, Chaos, ich halte das nicht durch, die Konfrontation ist zu schmerzlich, zu aufwühlend und in Anbetracht der aktuellen politischen Entwicklung zu erschreckend. Ich muss etwas Schöpferisches, Kreatives tun, um mich zu stabilisiern, etwas, das Perspektive, Freude, Kraft und Energie gibt, um erneut in diesem düsteren Thema zu bleiben. Schon immer habe ich in solchen Situationen gemalt, gezeichnet, fotografiert, geschrieben, so auch jetzt .... Daraus ist dieses Buch entstanden, unter dem Arbeitstitel ... hinterm Horizont geht's weiter ...
Horizont als Metapher für Freiheit, für Freiheit in Bezogenheit*. Freiheit als solches, unabhängig von allem, gibt es meiner Meinung nach nicht. Freiheit kann sich immer nur in konkretem Bezug zu einer Situation, zu einer Gegebenheit entfalten.
*Ina Praetorius (Hg.), Sich in Beziehung setzen - Zur Weltsicht in Bezogenheit, Königstein/Taunus 2005

Barbara Linnenbrügger, Horizonte - Freiheit in Bezogenheit
Selbstverlag, Reichelsheim im Odenwald, September 2021
20x20, Hardcover, 58,- €
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zum Buch Horizonte - Freiheit in Bezogenheit

Gefördert im Rahmen des Kulturförderprogramms „Hessen kulturell neu eröffnen“.

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November 2020 bis April 2021